
08 Feb. Wie eine erfolgreiche Fördermittelbeantragung aussehen kann
In der Theorie lassen sich viele Informationen zum Thema öffentliche Fördermittel recherchieren und erläutern. Nicht selten wird jedoch die Vorstellung über das gesamte Prozedere, beginnend bei dem Bewerbungsverfahren und seiner Vorbereitung bis hin zur Vergabe der Förderung, von bestehenden Vorurteilen begleitet. Und obwohl die zahlreichen Hilfestellungen und Beratungsangebote die Vorteile und Chancen der Förderprogramme in den Vordergrund stellen, besteht gerade bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen große Skepsis bzgl. der Vergabe von Fördermitteln. An dieser Stelle soll ein Beispiel aus der Praxis helfen.
Auch wenn jede Unternehmensförderung und ihr Potenzial nur im Einzelfall beurteilt werden können, ist eine Fallstudie sehr nützlich, um den allgemeinen Ablauf zu veranschaulichen und einen Eindruck über zeitliche Angaben sowie über das Verhältnis von Aufwand (personell und finanziell) und späterem Ergebnis zu demonstrieren. Denn das ist der Aspekt, der für die meisten Unternehmer die größte Rolle spielt, bei der Frage, ob sie öffentliche Fördermittel beantragen sollen oder nicht.
Ein Unternehmen aus dem Mittelstand – ein Fall für Fördermittel?
Im Vergleich zu größeren Unternehmen, machen mittelständische Unternehmen von ihren Möglichkeiten, Finanzierungskonzepte auf Basis öffentlicher Fördermittel umzusetzen, weniger Gebrauch. Dabei ist der Mittelstand für Deutschland überaus wichtig – als Exportweltmeister, als Arbeitgeber und Ausbilder, für die Entwicklung innovativer Produkte und die deutsche Wirtschaft insgesamt. Mittelständische Unternehmen verfügen über die idealen Voraussetzungen, weitere Investitionen in zukunftsfähige Projekte mit der Unterstützung öffentlicher Mittel zu tätigen, wie in diesem Fallbeispiel:
Hier handelt es sich um ein mittelständisches Unternehmen mit ca. 200 Mitarbeitern aus der Elektronikbranche. Das Unternehmen entwickelt und produziert hochwertige Hard- und Software für Spezialanwendungen und plant nun die Entwicklung einer innovativen Software zur Sprachübersetzung in Echtzeit, inklusive der ebenfalls innovativen Hardware zur Stimmaufnahme und -ausgabe. Die geplante Technik überträfe den allgemeinen Stand der Technik um ein Vielfaches – ein entscheidender Aspekt für die Vergabe eines Fördermittels. Zudem ist eine Zusammenarbeit mit einer Hochschule geplant. Die Technik soll später in Deutschland produziert werden, Marktstudien wurden bereits erstellt.
Die zentralen Einstiegsfragen: Wann, wie viel und wo?
Insgesamt wird das Entwicklungsvorhaben, das in Bayern durchgeführt werden soll, ca. 30 Monate dauern. Mit der Umsetzung des Vorhabens hat das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen. Ein Budget von 2,5 Millionen Euro wurde für die Hard- und Softwareentwicklung eingeplant. Davon stellen ca. 2 Millionen Euro förderfähige Kosten im Sinne der Förderrichtlinie dar. Förderfähig sind nur “innovationsbedinge” Kosten.
Die richtige Förderung finden
Das Unternehmen definiert zunächst den Grund, sich um öffentliche Fördermittel bemühen zu wollen: Es trägt für das Vorhaben das wirtschaftliche Risiko allein und kann es ohne eine Förderung nur langsamer oder eventuell überhaupt nicht umsetzen. Mit einer Förderung wäre jedoch eine zeitnahe Umsetzung möglich. Dann kann das Unternehmen aus den vier verschiedenen Fördervarianten auswählen:
- zinsverbilligte öffentliche Darlehen,
- öffentliche Bürgschaften,
- öffentliche Beteiligungen,
- Zuschüsse.
Da das Unternehmen über seine Hausbank das Vorhaben finanzieren kann, werden keine öffentlichen Darlehen benötigt. Auch stehen ausreichend Sicherheiten zur Besicherung zur Verfügung, demnach werden keine öffentlichen Bürgschaften gebraucht. Das Unternehmen möchte nur Zuschüsse beantragen.
Die Förderung im Detail
Nach Diskussionen und Prüfungen der technischen Innovationen – sowohl intern, als auch im Vorfeld mit verschiedenen Förderstellen – hat sich das Unternehmen für die Nutzung des „Bayerischen Innovationsförderprogrammes“ entschieden. Darin heißt es:
„Die Förderung soll mittelständischen Unternehmen die Entwicklung technologisch neuer Produkte und Verfahren ermöglichen sowie die Anwendung moderner Technologien in Produkten und in der Produktion erleichtern“.
In unserem konkreten Fall wurde die Entwicklung mit 35 Prozent der förderfähigen Kosten gefördert. Der Zuschuss betrug ca. 700.000 Euro.
Bearbeitungszeit und Aufwand
Einige für die Antragsstellung notwendige Angaben mussten im Unternehmen erst ermittelt werden. Deshalb dauerte es ca. 3 Monate bis der Förderantrag eingereicht wurde. Die Antragsbearbeitung dauerte 7 Monate, wobei dem Unternehmen erlaubt wurde, bereits nach Antragsabgabe mit dem Vorhaben zu beginnen. Da der Antrag sehr gut vorbereitet – und vorab mit der Förderstelle besprochen war – gab es keinerlei Komplikationen oder Verzögerungen. Das Unternehmen hatte bis zur Erlangung des Zuwendungsbescheides der Förderstelle einen Personalaufwand von ca. 10 Manntagen. Hinzu kamen die Aufwendungen für den Fördermittelberater. Im Verhältnis zum erlangten Zuschuss war der Aufwand minimal.
[selectivetweet]Der Aufwand war minimal, das Ergebnis top. So sieht eine erfolgreiche Innovationsförderung aus![/selectivetweet]
So funktioniert eine erfolgreiche Förderung
Möchte ein Unternehmen Fördermittel beantragen, muss es zunächst intern die Begebenheiten präzise klären. Für welches Vorhaben sollen Fördergelder bereitgestellt werden, in welcher Höhe und auf welche Art? Dann ist es wichtig, sich über die einzelnen Möglichkeiten ausführlich zu informieren, sich beraten zu lassen und mit den Förderstellen vorab bereits zu sprechen.
Jede Seite, die in den Prozess involviert ist, trägt auf diese Weise ihren Teil dazu bei, eine erfolgreiche Förderung zu ermöglichen. Die Zeit und die Kosten, die in eine gute Vorbereitung investiert werden, lohnen sich in jedem Fall. Denn sie können Sicherheit über ein positives Ergebnis geben und einen Ablauf ohne Komplikationen und Verzögerungen garantieren. Das Unternehmen unseres Fallbeispiels hat den Aufwand in Relation zu den Zuschüssen als gering angesehen. Eine Situation, über die sich am Ende Unternehmen, Förderstelle und Berater gleichermaßen freuen dürfen.